Gehirne im Tierreich

Dieser Artikel stammt aus unserem Spendermagazin «das Gehirn». Unsere Zeitschrift «das Gehirn» erscheint viermal im Jahr und ist für Spenderinnen und Spender der Schweizerischen Hirnliga kostenlos. Lesen Sie weitere spannende Beiträge, indem Sie hier ein Probeexemplar bestellen.
 

Der Mensch ist das intelligenteste Lebewesen der Welt. Doch auch andere Lebewesen haben bemerkenswerte Eigenschaften. Obwohl die Gehirne einiger Tiere sich stark von unserem unterscheiden, sind sie zu erstaunlichen Leistungen fähig.

Die Wissenschaft bestätigt, dass der Mensch das intelligenteste Lebewesen der Welt ist. Jedoch ist fraglich, ob unsere Definition von Intelligenz und Bewusstsein allen Lebewesen gerecht wird. Denn die Wissenschaft bestätigt ebenfalls, dass auch andere Organismen zu hochstehenden kognitiven Leistungen imstande sind.

Bauplan bestimmt Intelligenz
Intelligenz hängt von der Beschaffenheit des Gehirns ab. Dabei ist längst nicht nur die Grösse entscheidend: Erst im Verhältnis zum Körpervolumen ist sie für die Intelligenz aussagekräftig. Zudem spielt auch die Parzellierung des Gehirns eine Rolle. Unter Parzellierung versteht man die Einteilung des Gehirns in Bereiche, in denen Reize gebündelt verarbeitet werden. Die Hirnrinde des Menschen ist in rund 180 Parzellen unterteilt. Zum Vergleich: Bei Mäusen sind es etwa zehn.

Ebenfalls wichtig ist, wie viele Nervenzellen und wie viele Verbindungen zwischen den Nervenzellen, d. h. wie viele Synapsen, ein Gehirn enthält: Je mehr Synapsen, desto schneller und effizienter werden Reize übertragen und Informationen verarbeitet. Bei den meisten Lebewesen gilt: Je grösser das Gehirn, desto niedriger die Dichte der Nervenzellen. Eine Ausnahme bilden die Primaten und die Vögel, bei denen die Dichte konstant bleibt, wenn das Gehirn wächst. Deshalb zählen auch Vögel – ganz besonders Rabenvögel – zu den intelligentesten Lebewesen.

Nicht nur Menschen sind clever
Ein deutsches Forschungsteam veröffentlichte 2020 eine Studie, die nahelegt, dass Raben ähnlich gute kognitive Fähigkeiten haben wie Menschenaffen. Gerade beim Hütchenspiel bewiesen die jungen Kolkraben sogar grösseres Geschick als durchschnittliche Menschen: Nachdem drei Becher wild durcheinandergemischt wurden, zeigten die Vögel überdurchschnittlich oft auf den Becher, unter dem Futter versteckt war.

Auch Kraken gehören zu den intelligentesten Tieren. 2016 konnten Biologen zeigen, dass diese Tintenfischart sogar zählen kann. In einem Experiment wurden den Tieren durchsichtige Behälter mit unterschiedlich vielen Beutetieren angeboten. Sie entschieden sich immer für den Becher mit mehr Futter – egal, wie klein die Differenz zwischen den Bechern war. Bei einer Anzahl bis fünf wählten sie sehr schnell, bei höheren Zahlen nahmen sich die Tiere erst Zeit, zu zählen – und wählten schliesslich immer den volleren Becher. Diese Mengenwahrnehmung gleicht der von uns Menschen: Auch wir können kleinere Mengen bis etwa fünf oder sechs Stück auf den ersten Blick erfassen (z. B. auf einem Würfel), bei höheren Zahlen geht das nicht mehr.

Dabei unterscheidet sich das Oktopus-Gehirn stark von dem des Menschen. Der Oktopus hat nicht nur ein «zentrales» Denkorgan; sein Gehirn ist zusätzlich auch im ganzen Körper als eine Art Neuronen-Netzwerk verteilt. Jeder Saugnapf enthält rund 10 000 Neuronen. Das erlaubt dem Tier, jeden seiner acht Arme unabhängig voneinander zu steuern und darüber chemische Reize und sogar Licht wahrzunehmen.

Träume als Bewusstseinsbeweis
Experten gehen davon aus, dass Oktopusse als einzige wirbellose Spezies ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein haben. Die Tiere wurden dabei beobachtet, wie sie im Schlaf blitzschnell und immer wieder ihre Farbe wechseln. Das lässt Forschende annehmen, dass es sich dabei um eine Art Traumverhalten handelt, ähnlich, wie wenn Menschen im Schlaf sprechen oder sich bewegen.

Es könnte sein, dass schlafende Oktopusse Episoden aus dem Wachzustand mental wiederholen. Dieses sogenannte «Mental Replay» wurde auch bei Vögeln festgestellt. Sie zwitschern im Schlaf, um sich die Melodien besser einzuprägen.

Dass auch ein Tier wie der Oktopus, dessen Gehirn völlig anders gebaut ist, ausgeprägte kognitive Fähigkeiten hat, zeigt, dass Intelligenz auf ganz unterschiedliche Weisen in verschiedenen Spezies entstehen kann. Die Evolution ist eine innovative Kraft; wer weiss, welche Intelligenzbestien sie noch hervorbringen wird.

Das Gehirn ist unser wichtigstes Organ. Und doch wissen wir nur wenig darüber.

Die Schweizerische Hirnliga unterstützt die neurobiologische Forschung in der Schweiz und liefert der Bevölkerung Tipps für ein gesundes Gehirn.

Wir werden vollumfänglich von privaten Spenden getragen. Fördern auch Sie die Hirnforschung in der Schweiz.

Jetzt spenden

Magazin «das Gehirn»

Unsere Zeitschrift «das Gehirn» erscheint viermal im Jahr und ist für Spenderinnen und Spender der Schweizerischen Hirnliga kostenlos. Bestellen Sie jetzt ein Probeexemplar.

Mehr

Wir verwenden Cookies und Analysetools, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten. Indem Sie auf der Seite weitersurfen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies und Analysetools zu. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen ».

Ich stimme zu

Nous utilisons des cookies et des outils d’analyse dans le but de vous garantir le meilleur service possible. En continuant de surfer sur notre site, vous donnez votre consentement à l’utilisation de cookies et d’outils d’analyse. Veuillez consulter no dispositions relatives à la protection des données » pour de plus amples informations.

J’accepte