Eine kurze Geschichte des Lächelns

Lächeln wirkt sympathisch, höflich und ist in den meisten Situationen gern gesehen. Dass diese Form der Mimik heute so positiv gewertet wird, ist aber nicht selbstverständlich, sondern zahlreichen kulturhistorischen Entwicklungen zu verdanken.

Für Aristoteles, einen der bekanntesten Philosophen der Antike, ist Lachen eine wichtige Grundlage des Menschseins. Im Unterschied zu Tieren, sagt er, sei der Mensch ein zum Lachen fähiges Wesen.

Die Grenzen des Homo ridens
Diese Ansicht findet ihre Grenzen bereits in Aristoteles’ zeitgenössischen Kultur. Denn im antiken Griechenland war Lachen ein stark eingeschränkter Gesichtsausdruck. Als ästhetisch galt lediglich ein Lächeln, das die oberen Zahnreihen zeigt. Noch edler war der geschlossene Mund.

Lächeln widerspiegelte so in erster Linie den sozialen Status einer Person. Nur das einfache Volk lachte frei heraus und entblösste dabei beide Zahnreihen – oder das, was davon noch übrig war. Denn Zahnerkrankungen und -fehlstellungen waren in der Antike weit verbreitet. Ein geschlossener Mund half also auch dabei, sich vor Spott zu schützen und die eigene Würde zu wahren.

Lachende Affen
Anders als Aristoteles hielt Charles Darwin, der Begründer der Evolutionstheorie, es für ein auf unsere tierische Herkunft verweisendes Verhalten, wenn Menschen ihre Zähne zeigen. Tatsächlich unterscheidet die Wissenschaft heute zwischen dem Reflexlachen und dem sozialen Lachen (auch als Duchenne-Lächeln bezeichnet). Letzteres bezeichnet das, was gemeinhin als Ausdruck von Freude und Sympathie gewertet wird. Das Reflexlachen hingegen taucht auch im Tierreich auf. Gewisse Affenarten nutzen es, um sich gegenseitig Unterwürfigkeit und Harmlosigkeit zu signalisieren. Es kommt praktisch ausschliesslich bei Berührungen wie zum Beispiel kitzeln vor. Diese Form des Lächelns ist mit Stress und Angst verbunden.

Kulturelles Umdenken
1787 wurde zum ersten Mal ein Porträt im Pariser Louvre ausgestellt, das eine mit offenem Mund lächelnde Frau zeigte: Das Selbstporträt «Madame Vigée Le Brun et sa fille» (s. Abbildung zum Artikel). Die Kunstwelt war entsetzt.

Dieses Porträt markiert einen gesellschaftlichen Wandel, der dem Lächeln einen neuen, positiven Stellenwert einräumte. Allmählich wurde es in der abendländischen Oberschicht nicht nur üblich, sondern wünschenswert, echte positive Gefühle zu zeigen.

Lächeln lohnt sich
In der westlichen Kultur gehört Lächeln mittlerweile zum Alltag. Ein Lächeln wirkt positiv – nicht nur auf die Stimmung unseres Gegenübers, sondern auch auf die eigene.

Dabei spielt es für das Gehirn keine Rolle, ob das Lächeln «echt» ist, also spezifische Gesichtsmuskeln beansprucht, oder nur aufgesetzt ist. Das konnte mit dem «Bleistift-Experiment» gezeigt werden. Getestet wurden zwei Gruppen. Eine musste einen Bleistift zwischen den Zähnen halten, eine zwischen den Lippen. Beiden Gruppen wurden Cartoons gezeigt, die sie in ihrer Lustigkeit beurteilen mussten. Die Gruppe mit dem Bleistift zwischen den Zähnen – die den Mund dadurch künstlich zu einem offenen Lächeln geformt hatte – beurteilte die Cartoons als lustiger als die Kontrollgruppe.

Dieses Experiment bestätigte die von Charles Darwin entwickelte «Facial-Feedback-Hypothese», der zufolge ein veränderter Gesichtsausdruck mit veränderten Emotionen einhergeht. Es ist also durchaus lohnenswert, im Alltag trotz Stress und Verpflichtungen einen positiven Gesichtsausdruck zu wahren.

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