Kognitive Reserven stärken das Gehirn
Dieser Artikel stammt aus unserem Spendermagazin «das Gehirn». Unsere Zeitschrift «das Gehirn» erscheint viermal im Jahr und ist für Spenderinnen und Spender der Schweizerischen Hirnliga kostenlos. Lesen Sie weitere spannende Beiträge, indem Sie hier ein Probeexemplar bestellen.
Genau wie andere Körperteile verändert sich im Alter auch das Gehirn. Diesem Prozess kommen wir entgegen, indem wir dem Gehirn helfen, einen Vorrat anzulegen – eine sogenannte kognitive Reserve. Dies ist möglich, weil das Gehirn sich in jedem Lebensalter auf Veränderungen einstellen kann. Wenn wir etwas Neues lernen oder erfahren, entstehen zusätzliche Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen. Über sogenannte Dornenfortsätze können zwei Zellen eine Verbindung aufbauen. Man vermutet, dass die Alzheimerkrankheit mit der Anzahl dieser Strukturen im Gehirn zusammenhängt. An Alzheimer erkrankte Menschen haben weniger Dornenfortsätze und somit weniger Verbindungen im Gehirn als Gesunde. Deshalb haben sie Mühe, sich zu erinnern und neue Informationen zu speichern. Beeinflusst wird die Zahl der Dornenfortsätze durch die Expression von Genen und die Synthese von Proteinen. Ein Beispiel dafür ist das Protein Neuritin im Gehirn. So wie ein Vitamin dem Körper hilft, gesund zu bleiben, ist dieses Protein eines von vielen das die Bildung von Dornenfortsätzen fördern kann. Anders als viele Vitamine können wir Neuritin aber nicht über die Nahrung aufnehmen. Es gibt nur ein Mittel, um es zu bilden: Indem wir Neues lernen.
Kontakte knüpfen ist Hirnarbeit
Vor rund 30 Jahren entdeckt ein Forschungsteam, dass Menschen mit einer guten Ausbildung oder einer anspruchsvollen Arbeit, seltener an Alzheimer erkranken als der Durchschnitt. Heute weiss man aber, dass es nebst Bildung und Beruf noch viele weitere – weniger kopflastige – Möglichkeiten gibt, eine kognitive Reserve anzulegen. Wer beispielsweise im Alltag mit vielen verschiedenen Menschen zusammenkommt, hat gemäss Studien ein geringeres Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Denn Kontakte mit anderen Menschen zu knüpfen, ist für das Gehirn herausfordernd: Man muss sich Gesichter und Namen merken. Im Gespräch muss man Fragen stellen und auf die Aussagen des Gegenübers eingehen, Humor erkennen oder die Körpersprache des anderen lesen. Das alles fordert das Gehirn, auch wenn es sich für uns nicht unbedingt so anfühlt. Gleichzeitig hat die Kontaktpflege auch eine stresslindernde Wirkung: Wenn wir körperliche und emotionale Nähe erleben, schüttet der Körper nämlich die Hormone Oxytocin oder Dopamin aus. Sie sorgen für einen entspannteren Zustand.
Weitere Tipps wie Sie Ihr Gehirn mental fordern, finden Sie in unserem aktuellen Magazin «das Gehirn» 4/2024.